Nachbericht Dramapädagogik Tage 2017
Kann man mit Übungen aus dem Improvisationstheater unregelmäßige Verben lernen? Was bringen Drama-Übungen in der Lehrerausbildung? Dies waren nur einige Fragen, denen die TeilnehmerInnen der Dramapädagogik-Tage 2017 am 30.6. und 01.07. an der HTWG Konstanz nachgingen.
Die Tagung richtete sich an Fremdsprachenlehrende aller Schulformen von Grundschule bis Universität sowie an Forscherinnen und Forscher sowie Praktikerinnen und Praktiker, die sich mit Drama und Theater im Fremdsprachenunterricht beschäftigen. Zur diesjährigen Tagung – die in den zwei Vorjahren an der Hochschule Reutlingen stattgefunden hatte – waren 45 Teilnehmer angereist – aus ganz Deutschland und acht weiteren Ländern, von der Schweiz bis Kanada. Organisiert wurde die Veranstaltung durch Stefanie Giebert und Christian Krekeler von HTWG-Seite sowie Eva Göksel von der PH Zug in der Schweiz.
Das Programm an den zwei Tagen teilte sich auf in Vorträge und Workshops, die in zwei Schienen (deutsch- bzw. englischsprachig) parallel angeboten wurden. Dabei ging es in den Vorträgen zum Einen um best practice in konkreten Unterrichtsprojekten. Zum Beispiel einen Deutschkurs, bei dem an der Uni Hannover eine Zusammenarbeit mit dem Staatstheater den Lernenden einen ganz neuen Zugang zu deutscher Sprache und Kultur ermöglichte. Ähnlich auch Unterrichtsprojekte aus Kanada und Frankreich und Südamerika, in denen Lernende über die performative Erkundung von Lyrik, Märchen und Kurzgeschichten Sprache und Kultur kennen lernten.
Andere Vorträge beschäftigten sich mit Studien, die im Rahmen von Promotionsprojekten durchgeführt wurden. So auch der Plenarvortrag von Adrian Haack (Uni Göttingen). Hier ging es um das Thema Lehrerausbildung. Wie können sich angehende LehrerInnen für die Herausforderungen des Unterrichts wappnen? Teil davon ist auch, sich als Lehrender über die eigenen Einstellungen und seine “Lehrerpersönlichkeit” klar zu werden. Daher zeigte der Referent Ergebnisse seiner Langzeitstudie, in der er Dramamethoden einsetzte um diese Themen mit Lehramtsstudierenden zu erkunden.
Kann man Kreativität standardisieren?
Im zweiten Plenarvortrag gab Christian Krekeler (HTWG) unter dem Titel “Dramapädagogik und Leistungsmessung – kann man Kreativität standardisieren?” eine Übersicht über Bewertungsmethoden im Fremdsprachenunterricht allgemein und schlug dann den Bogen zur Dramapädagogik. Die Frage, ob man Kreativität standardisieren kann und möchte, wird wohl weiterhin jeder Lehrende für sich beantworten müssen wie die anschließende Diskussion zeigte, doch plädierte der Vortrag für offene und transparente Bewertungsformate.
Was die Veranstaltung von manch anderer Tagung unterschied, waren sicherlich die Praxisworkshops. Kommt „Drama“ doch vom griechischen Wort für ‚tun‘, so ist gerade bei diesen Methoden das Selbst-Ausprobieren für die Lehrenden wichtig. Dazu bekamen die Teilnehmer an den zwei Tagen dann auch reichlich Gelegenheit. Schwerpunkte reichten von Grammatikvermittlung mit Improvisation über Ideen, wie man das Thema Inklusion über ein improvisiertes Theaterstück angehen kann, bis zum Abschlussworkshop von Lioba Schreyer (Uni Bochum) zu ‚Spoken Word‘ Lyrik. (Dabei werden Gedichte von den Schreibern live vorgetragen, ähnlich wie bei Poetry Slams.) Zwar ist Spoken Word kein Theater im engeren Sinn, doch durch seinen performativen, emotionalen Charakter wurden hier auch schon Schüler und Studierende für Lyrik begeistert, die damit zuvor so gar nichts anfangen konnten.
Neben dem Fortbildungsaspekt sind auch persönlicher Austausch und das Knüpfen von Kontakten für viele TeilnehmerInnen wichtig und auch dafür wollte die Tagung bewusst eine Plattform bieten. Wie sich mit Rückblick auf die beiden vorhergehenden Tagungen sagen lässt, mit Erfolg, sind daraus doch beispielsweise schon ein tschechisch-schweizerisches Unterrichtsprojekt und ein trinationales virtuelles Doktorandennetzwerk entstanden.